(Der Autor des folgenden Artikels, Karl-Heinz Vanheiden (Gefell im Vogtland), ist Bibellehrer und Schriftleiter der Zeitschrift „Bibel und Gemeinde“ des Bibelbundes.)
An die Bibel oder an Jesus glauben?
In der Pause fragte mich ein Pastor: „Ich verstehe nicht, warum ihr so darauf herumreitet, dass die Bibel von Gott inspiriert ist. Ihr glaubt doch nicht an die Bibel, ihr glaubt doch auch an Jesus!?“ Es ging um ein Glaubensbekenntnis, bei dem die wichtigsten biblischen Aussagen zum Thema unterschlagen worden waren.
Wir hatten zum Beispiel auf 2. Timotheus 3,16 hingewiesen: „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“ und auf 2. Petrus 1,21: „... getrieben von dem Heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.“
Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich dem Pastor erwidern sollte. Erst viel später erfuhr ich, dass er mir eine bei bibelkritischen Theologen beliebte Fangfrage gestellt hatte. Nach einigem Zögern sagte ich: „Ja, wir glauben an Jesus, aber nur an den Jesus der Bibel!“ Ich glaube nicht an den Jesus eines Jesusromans und auch nicht an einen Film-Jesus. Ich glaube nicht einmal an den, den ich mir in meinem Herzen konstruiert habe.
An wen glauben wir?
An welchen Jesus glauben wir? Ich hoffe, an den, von dem Matthäus und Johannes berichtet haben, an den Jesus, dessen Worte uns von Markus und Lukas wiedergegeben werden, an den Jesus, den Paulus predigte, an den Jesus Christus, der im Alten Testament angekündigt wurde und von dem das ganze Neue Testament voll ist. Grundlage unseres Glaubens ist also doch die Heilige Schrift, die uns von Jesus, dem Sohn Gottes berichtet, der Mensch wurde, der unter Pontius Pilatus gelitten hat, der gestorben ist, begraben wurde und auferstanden ist, der aufgefahren ist zu seinem Vater im Himmel und der wiederkommen wird. An diesen Jesus glauben wir, der selbst das Wort Gottes heißt, denn unser Glaube ist „aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten“ (Eph 2,20). Ohne diese Männer wüssten wir nicht, wer Jesus ist. Aber einen Jesus, der heute nichts gegen eine Segnung Homosexueller einzuwenden hätte, den gibt es nur in der Phantasie gewisser Theologen, die man früher als Irrlehrer aus der „Gemeinschaft der Heiligen“ ausgeschlossen hätte. Wir kommen in Teufels Küche, wenn wir unser Denken, Glauben und Leben nicht mehr an der Bibel, dem unfehlbaren Wort Gottes, messen, sondern uns an der Tagespolitik oder unseren Gefühlen orientieren.