Sonntag, 1. Juli 2012

Auf einmal ist alles anders....

Der Bibeltext für unseren heutigen ImPuls-Gottesdienst kommt aus dem 2. Korintherbrief: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
Aber noch ehe der Gottesdienst begonnen hat, trifft dieser Satz unsere Familie bzw. die meiner Schwester in ganz eigentümlicher Weise.
Unsere Nichte war bei ihren Eltern zu Besuch und hatte dort am späten Samstagabend einen Fahrradunfall. Sie stürzte bei recht hoher Geschwindigkeit und fiel mit voller Wucht auf ihr Kinn. In der Notaufnahme der kleinen Stadt wurde diagnostiziert, dass beide Kiefergelenke herausgebochen sind und der Unterkiefer auch an der Kinnspitze gebrochen ist, Zudem sind fünf Backenzähne abgebrochen… Diese schweren Verletzungen konnten in der kleinen Klinik nicht behandelt werden, also wurde die junge Frau direkt in die Charitè nach Berlin verlegt.
Dort untersuchte man nochmals und kam zu dem Schluss, dass die Kiefergelenke nur von aussen operiert werden können, dass dabei jedoch die Gefahr einer Lähmung besteht. Trotzdem gab die Nichte ihr Einverständnis zur OP. Später wurde ihr mitgeteilt, dass die Operation erst am Montag stattfinden könne und dass nur ein Kiefergelenk und die Kinnspitze operiert werden kann. Das andere Gelenk sei so sehr zertrümmert, da ist die Gefahr eine Lähmung zu gross. Dieses Gelenk muss also so heilen und wird dauerhaft geschädigt bleiben.
All diese schlimmen Nachrichten hatte die Nichte allein zu verkraften, meine Schwester und ihr Mann konnten ja nicht mit nach Berlin. Nur per Handy hielten sie Kontakt zu ihrer Tochter.
Auf einmal wird wie überzeichnet klar, wie brüchig doch unsere „heile Welt“ ist. Wie selbstverständlich planen wir den Tag, das nächste Familienfest, das nächste Jahr, das ganze Leben.
Und dann ist plötzlich von einer Sekunde auf die andere alle Planung dahin. Hilflos und schwach muss man abwarten, was die kommenden Stunden und Tage bringen werden. Das gilt für uns als Familie und Verwandte und noch viel mehr für unsere Nichte, die mit siebenundzwanzig Jahren vielleicht gehandycapt bleibt. Woher Trost für die Junge Frau nehmen?
Ich wünsche ihr ein Wunder. Dass viel mehr, als gestern von den Ärzten verkündet, wenn nicht gar der ganze Kiefer wieder zu „reparieren“ geht. Ich wünsche ihr inneren Frieden, dass sie nicht an ihrer Situation verzweifelt. Ich wünsche ihr, dass sie sich bei allen Sorgen und Schmerzen doch getragen fühlt.

1 Kommentar:

Nenne hat gesagt…

Liebe ion, ich schließe mich Deiner Fürbitte an. Ich erbitte von Gott, dass er Deiner Nichte spürbar nahe ist, sie sein Durchtragen spürt. Herr erbarme Dich!