Mittwoch, 4. April 2007

gestern bei idea.com gefunden - interessant

Ist das Neue Testament vertrauenswürdig?
Von: Jürgen Spiess

Die Grabeskirche in Jerusalem
Die Auferstehung von Jesus Christus ist der Grund des christlichen Glaubens (1. Korinther 15,14, „Ist Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube eine Illusion“) und der christlichen Hoffnung (1. Petrus 1,3, „wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu“). Im Gedenken an diese Auferstehung feiern die Christen jedes Jahr das Osterfest und in jeder Woche den Sonntag. Was kann ein (Alt-)Historiker über die Auferstehung von Jesus und deren Glaubwürdigkeit sagen?

auszugsweise...
In allen Evangelien
Berichte über die Begegnungen mit dem Auferstandenen werden in allen Evangelien, zu Beginn der Apostelgeschichte, aber auch in der schon zitierten Passage in 1. Kor 15 überliefert. Kann man das erfinden? Der jüdische Neutestamentler Pinchas Lapide hält das für undenkbar: „Wenn die geschlagene und zermürbte Jüngerschar sich über Nacht in eine siegreiche Glaubensbewegung verwandeln konnte, lediglich auf Grund von Autosuggestion oder Selbstbetrug - ohne ein durchschlagendes Glaubenserlebnis -, so wäre das im Grunde ein weit größeres Wunder als die Auferstehung selbst.” Für Lapide ist es besonders bemerkenswert, dass Frauen als erste Zeugen des Auferstandenen genannt werden. Denn damals galt das Zeugnis von Frauen nichts. („Das Zeugnis der Frau ist nicht rechtsgültig wegen der Leichtfertigkeit und Dreistigkeit des weiblichen Geschlechts“, so der jüdische Historiker Flavius Josephus (38-100 nach Christus)). Was machte es dann also für einen Sinn, Frauen als Zeugen für ein nicht geschehenes Ereignis zu erfinden? Der Vorgang der Auferstehung selbst wird nicht beschrieben. Niemand war Zeuge dieses Handelns Gottes. Die Autoren des Neuen Testaments lassen allerdings keinen Zweifel an der Leiblichkeit des Auferstandenen: „... ein Geist hat nicht Fleisch und Bein wie ihr seht, dass ich habe”(Lk 24,39) oder: „sie umfassten seine Füße.”(Mt 28,9). Durch die Himmelfahrt Jesu kommen die Begegnungen mit dem Auferstandenen zu einem sichtbaren Abschluss.

Die Wirkungsgeschichte
Die Hoffnungen der Jünger waren mit dem Tod Jesu am Kreuz begraben worden. Einen Widerhall dieser tiefen Enttäuschung findet man in der Geschichte von den Emmausjüngern. (Lk 24). Das leere Grab allein hatte bei ihnen keinen (Oster-)Jubel ausgelöst. Die Jünger blieben aber trotz Spott, Verfolgung und Tod bei ihrer Verkündigung: „Gott hat den Jesus Christus, den ihr gekreuzigt habt, auferweckt.“ Sie verkündigten diese Botschaft mitten in Jerusalem wenige Wochen nach der Kreuzigung (Apg 2). Von ihrer jüdischen Erziehung her waren die Jünger nicht darauf vorbereitet, dass der Messias sterben und dass Gott ihn auferwecken würde. Noch einmal Lapide: „Solch eine nachösterliche Verwandlung, die nicht weniger real als plötzlich und unverhofft war, bedurfte wohl eines konkreten Grundes, der die Möglichkeit einer leiblichen Auferstehung keineswegs ausschließen kann. Eins dürfen wir mit Sicherheit annehmen: An ausgeklügelte Theologenweisheit haben weder der Zwölferkreis noch die Urgemeinde geglaubt.“ Waren die Menschen in der Antike leichtgläubiger als wir, die wir von der Aufklärung geprägt sind?

Die „Vertager“
Als Paulus in Athen über die Auferstehung von Jesus (Apg 17) sprach, gab es anschließend drei Gruppen von Hörern: die Spötter, die sich aufgrund ihrer philosophischen Vorurteile (es gibt keinen Gott bzw. Gott will/kann nicht in die Geschichte eingreifen) so etwas überhaupt nicht vorstellen konnten; die Vertager, die meinten, man solle später auf die Sache noch einmal zurückkommen; und die Hörer, die zum Glauben an den auferstandenen Jesus kamen. Eine besondere Leichtgläubigkeit ist hier nicht erkennbar. Fazit: Nach der historischen Überlieferung ist diese Auferstehung sehr gut bezeugt: das leere Grab, die Begegnungen mit dem Auferstandenen, die Reaktion der Jünger.
Die drei Hörergruppen von Athen wird es auch heute - nach der Aufklärung - geben, wenn über die Auferstehung von Jesus gesprochen wird.

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