Mittwoch, 21. Oktober 2009

Bewahrt

Manchmal sind auch belanglose Momente im Leben richtig spannend. Bei mir war das heute meine Fahrt zur Arbeit. Ich bin ziemlich früh von zu Hause losgefahren und freute mich schon, dass ich dann auch früher im Büro sein würde, was positiv wäre, da ich nachmittags schon um Drei gehen musste.
Doch zu früh gefreut. Schon vor dem Grenzübergang hatte sich eine lange Schlange gebildet. Für diese Uhrzeit völlig unüblich aber da war nichts zu machen, ich musste mich einreihen und mich mit den anderen wundern, dass es so gar nicht weiterging.
Komisch, meistens geht es, sobald man die Grenze und die gleich hinter der Grenze von Rechts kommende Strasse (die auch noch Vorfahrt hat!) passiert hat, zügig weiter, doch heute nicht. Schon vom Weitem war zu sehen, auch nach der Einmündung Stossstange an Stosstange, vor mir nur Bremslichter. Na, toll. Mein frühes Im-Büro-Sein konnte ich vergessen!
Bis ich endlich an der Grenze war, verging geraume Zeit. Und inzwischen waren auch einige grosse LKW's unterwegs, die am Strassenrand zur Zoll-Abfertigung hielten und sich danach meist rigoros in die Fahrzeugschlange drängten. So auch, als ich schon an der Einmündung der von rechts kommenden Strasse stand. Ein Brummi drängte rechts an mir vorbei, ganz eindeutig wartete er auf ein Lücke im Verkehr, um dann vor mir über die Kreuzung zu fahren. Da war aber keine Lücke, und so warteten wir parallelstehend. Mir machte das noch gar nichts aus, denn erstens gibt es diese Brummi-Taktik jeden Morgen und zweitens lege ich mich mit einem 40-Tonner nicht an. Aber dann kam auch aus der Gegenrichtung ein LKW, der eigentlich in die entgegengesetzte Richtung über die Grenze fahren müsste. Nur kurz vor dem Zoll stellte der Fahrer wohl fest, dass er nach links in die einmündende Strasse, an der er mit seinem Fahrerhaus schon vorbei war, fahren sollte. Ganz eindeutig ohne Rücksicht auf Verluste wendete er. Er zog die Zugmaschine herum und wendete sozusagen auf dieser kleinen Einmündung. Dabei kam er mit seinem Fahrerhaus meinem Auto so nahe, dass die Sensoren, die an meinem Auto melden, wenn ich irgendwo zu nahe dranfahre, laut Protest piepten. Vor meiner Winschutzscheibe das Riesenrad von diesem Brummi. Neben meinem Beifahrerfenster das Riesenrad vom anderen LKW. Links von mir das Zollhäuschen. Mein Puls sprang auf 200, mir war schlecht, ich war wie gelähmt, dachte nur, Herr bitte hilf. Und es drauerte für mich eine kleine Ewigkeit, bis der Brummi endlich gedreht und sich in die abzweigende Strasse verfügt hatte.
Danach war ich ganz froh, dass es noch eine ganze Weile nur schrittweise in der Schlange voranging. So konnte ich mich wieder fassen. Zurück blieb der Gedanke: es ist keineswegs selbstverständlich, jeden Morgen wohlbehalten im Büro anzukommen. Dass ich wesentlich später als sonst ankam, war mir grad egal.

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