Sonntag, 6. April 2008

Hauptsache Arbeit???

Unlängst wollte meine Mann seinen Bruder anruften. Es war abends gegen acht Uhr. Am Telefon meldete sich unsere Schwägerin, meinte ihr Mann sei noch nicht von der Arbeit zurück und das könne auch noch dauern.
Im Verlauf des Gespräches beschrieb sie dann den derzeitigen Arbeitstag ihres Mannes:
Seine Firma hat seit Monaten eine grosse Baustelle in Hamburg. Ihr Mann steht morgens um Vier Uhr auf, fährt halb fünf los, holt unterwegs noch seine Kollegen ab und düst dann ca. 150 km bis zur Baustelle. Dort wird 9 bis 10 Stunden gearbeitet, danach gehts die ganze Strecke wieder zurück. Da die Strassen unterwegs nicht gerade frei genannt werden können, kommt er oft erst nach neun zu Hause an. Abendessen, kurzer Austausch mit Frau und Kindern (wenigstens das Organisatorische), zehn Minuten Fersehen zum Abschalten und dann schleunigst schlafen gehen - denn um vier Uhr klingelt ja schon wieder der Wecker.
Und weil die Baustelle enge Termine und einen sehr strengen Vertrag hat, ist in diesen Tagesablauf auch der Samstag einbezogen.
Mein Mann und ich waren ganz erschüttert, als wir das hörten. Man sieht zwar Reportagen, liest auch mal in einer Zeitung von solchen Knebelverträgen auf dem Bau, aber sie als Gang und Gäbe zu erfahren, ist doch happig. Da sieht man den eigenen Tagesablauf mal wieder mit anderen Augen, wie viel wir uns doch neben der Arbeit vornehmen können, das Wort Stress wagt man da nicht mehr anzuwenden.
Froh sind wir indess, dass unsere Schwägerin so eine liebe und besonnene Frau ist. Sie hält ihrem Mann zu Hause den Rücken frei, wo es geht (ist selbst jedoch auch Krankenschwester mit Schichtdienst) und sagt ganz ruhig, die Baustelle ist ja irgendwann fertig, und die nächste liegt vielleicht (hoffentlich!!) mal wieder in der Nähe.

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