Mittwoch, 20. August 2008

In guten wie in schlechten Tagen

Unlängst traf ich eine Bekannte aus meiner Turngruppe vor unserem Supermarkt, und wir nahmen uns ein bisschen Zeit, um nach dem woher und wohin zu fragen.
Als ich mich vor siebzehn Jahren dieser Sportgruppe anschloss, war sie die Leiterin derselbigen. Eine engagierte Powerfrau, berufstätig, mit Mann, Sohn, Haus und Garten.... Damals beeindruckte sie mich oft, wenn sie von ihren Fernreisen erzählte, die sie mit ihrem Mann nach Mexiko, Bali, Florida, Seychellen und...und...und unternahm.
Ihr Mann ist allerdings inzwischen schon seit Jahren sehr krank (Lunge) und so fragte ich sie im Verlauf unseres Gespräches, wie es ihrem Mann geht.
Ja, es geht ihm eben sehr schlecht. Das Haus kann er gar nicht mehr verlassen, hat gerade noch 15% Lungenvolumen, kann nur unter grosser Anstrenung mal das Bett verlassen. Immer wieder stehen Aufenthalte in verschiedenen UNI-Kliniken an, bei denen jedesmals bestätigt wird, dass die Ärzte auch nichts machen können. So ist er vollständig von ihr abhängig, und sie ist natürlich sehr eingeschränkt, muss sie doch alle Unternehmungen, die sie machen möchte oder wenn sie mal etwas zu erledigen hat, darauf abstimmen, dass ihr Mann ständig jemanden um sich braucht.
Als ich sie frage, wie sie das verkraftet, schaut sie mich an, lacht ganz herzlich und sagt:"Du, das geht jetzt schon mehr als zehn Jahre so, da bin ich so was von geübt....." und erzählt weiter, dass sie sehr viele schöne Jahre zusammen hatten und zum Beispiel oft von den Reisen sprechen und sich gemeinsam die Fotos anschauen. Ausserdem sei sie doch gut dran, denn sie sind finanziell abgesichert, müssen keinen sozialen Abstieg fürchten und ihr Sohn habe nach dem Studium eine sehr gute Anstellung in einer Stadtverwaltung bekommen - also auch da keine Sorgen. Überdies hat ihre Firma sie letztes Jahr in Vorruhestand geschickt, nun habe sie ja wirklich auch Zeit, sich um ihren Mann zu kümmern. "Jetzt ist es eben so, da müssen WIR durch!"
Mich hat sie mit ihrer Erzählung sehr bewegt. Das nenne ich Treue, so für den Anderen da zu sein, ohne nach den eigenen Interessen zu schauen. Sie strahlte eine Gelassenheit und innere Ruhe aus, die mich sehr beeindruckt haben.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wahnsinn, was für eine Geschichte. Es sind dann doch eben solche Sachen, die einem zeigen wie wertvoll das Leben ist und welches Glück man darin erfahren kann und welche Stärke der Mensch aufbringen kann... Wenn du sie wieder mal sehen solltest, dann sag ihr doch bitte liebe Grüße!

auch an euch liebe Grüße
Noemi