Donnerstag, 31. Januar 2013

Einfach mau

Für die Nachsorge im Freiburger Krankenhaus bezüglich meiner OP brauche ich einen "mitbehandelnden Orthopäden".  Da ich zu dem Orthopäden, der mir zweieinhalb Jahre lang nichts als Schmerzmittel und die Beschwörung, dass alles ganz von allein wieder gut würde, verordnet hat, nie wieder gehen wede, habe ich mir einen "Neuen" gesucht. Ein niedergelassener Orthopäde direkt in der Klinik, in der ich operiert wurde. Heute war dort mein erster Termin.
Jawohl, sehr gerne würde er in meinem Fall der Mitbehandelnde Orthopäde. Ganz unkompliziert stellte er mir die Überweisung für die Klinik aus, die ich für nächste Woche zur Nachuntersuchung brauche. Soweit alles gut.
Doch er schien nicht in Eile und war in Plauderlaune. Ganz nonchalant blätterte er in den Klinikbefunden, die ich mitgebracht hatte und kam somit auch zu einem Röntgenbild, das meine Wirbelsäule vor der OP darstellte. Er stockte abrupt und fragte ganz ungeniert: "Wie kommen Sie denn zu so einer Wirbelsäule? Die Skoliose sieht ja aus wie bei einer Neunzigjährigen!" Ich fühlte mich genötigt zu betonen, dass ich nie geraucht und immer Sport getrieben habe... Weiter meinte er, für eine Wirbelsäulenoperation sei ich ja wirklich noch seeehr jung. Wieder fühlte ich mich in der Defensive, fragte ihn, ob er bei dem Befund von einer OP abgeraten hätte.
Nein, bei dieser Stenose und bei dem Zustand von L4/L5 war eine OP nicht zu vermeiden. Allerdings....er wundere sich schon sehr, dass gleich sieben Wirbel miteinander versteift worden sind. Er hätte für eine Minimalversteifung plädiert und nicht gleich den ganzen Skoliosebogen ausgeglichen....
Ich fragte ihn frei heraus, ob er der Meinung war, dass die OP unnötigerweise so weit ausgedeht worden ist? Nun ja, dass könne er anhand nur eines Röntgenbildes natürlich nicht so sagen aber er findet, eine Minimalversteifung wäre besser gewesen, selbst unter der Berücksichtigung, dass die Skoliose dann weitergegangen wäre. Dann hätte ich eben in einigen Jahren nochmal operiert werden müssen. So aber seien Fakten geschaffen worden (Versteifung), mit denen ich nicht so leicht klarkommen würde. Ausserdem könne niemand sagen, wie lange so viel Titan im Körper verbleiben könne.
Na klasse! Ich wollte nur noch raus. Das Gesundwerden ist ohnehin schon schwer genug, wobei ich inzwischen gelernt habe, dass "gesund" ein relativer Begriff ist.
Dass die Wirbelversteifung ein grosses Handycap im Alltag darstellt, wusste ich schon. Dass er sie ohne nähere Prüfung als unnötig hinstellt, macht es nicht gerade leicht, sie zu akzeptieren.
Auf der Heimfahrt von Freiburg war ich dermassen niedergeschlagen, dass ich kein Wort mehr sagen konnte.
Wie wird es sein, wenn ich nächste Woche in der Reha-Klinik ähnlich niederschmetternde Prognosen erhalte? Ich hätte jetzt gerne ein Mauseloch in das ich mich verkriechen kann....

3 Kommentare:

Nenne hat gesagt…

Ich schicke Dir einfach mal eine ganz herzliche virtuelle Umarmung.
Ganz liebe Grüße
Nenne

andy55 hat gesagt…

Das klingt ja abenteuerlich.
Aber... es ist auch mal wieder "nur" EINE meinung eines mediziners...
und gott weiss, wie lange titan im körper hält, ob und wie linderung/heilung weiter möglich ist.
auch liebe grüsse,
andreas
p.s. okay - biete mauseloch...

ion62 hat gesagt…

danke für die grüsse, für die umarmung, das mutmachen und das mauseloch :-)