Freitag, 4. Mai 2012

Cloud working - Was ist das denn?

Ich höre morgens gerne die „Anstösse“ im SWR1-Radio.
Neben dem Losunglesen sind sie manchmal eine Inspiration, ein Trost oder eine Anregung für mein geistliches Leben.
Hier der Anstoss von heute:

„Cloud working"  von Paul Schobel, Stuttgart, Katholische Kirche

„Ein namhafter IT-Konzern schickt sich derzeit an, die Arbeitswelt von Grund auf umzukrempeln. Er will sich von Tausenden seiner hochqualifizierten Entwickler trennen und diese Arbeit in eine virtuelle Wolke stellen. Über Internet können sich dann die Spezialisten weltweit um diese Aufträge bewerben, allerdings außerhalb eines Arbeitsvertrags, vielmehr als selbständige „Arbeitskraft-Unternehmer", als „Selbstvermarkter" sozusagen: „Cloud working" nennt sich das auf neu-deutsch.
Was das für die Beschäftigten bedeutet, mag man sich gar nicht ausmalen. Sie müssen nun ständig in dieser Wolke stochern, ihre Haut zu Markte tragen, immer in Konkurrenz mit andern, um einen der begehrten Aufträge zu ergattern. Den Zuschlag bekommen sie erst, nachdem sie zuvor vom Unternehmen bis auf die Knochen durchleuchtet worden sind. Haben sie einen Happen erwischt, geht's am heimischen Computer mit Karacho zur Sache. Schön, dass man nicht mehr zur Arbeit fahren muss und den Tag selbst einteilen kann. Wenn er nicht reicht, nimmt man halt die Nacht dazu. Was aber, wenn man monatelang leer ausgeht? Ist da ein langfristige Lebensplanung überhaupt möglich?
Kann man
guten Gewissens eine Familie gründen? Renten- und Krankenversicherung bitte nun auf eigene Rechnung! Und gegen Arbeitslosigkeit besteht für diese Schein-Selbständigen keinerlei Schutz.
Da wird „cloud working" bald zur schwarzen Gewitterwolke. Gewiss - auch die Gestalt der Erwerbsarbeit muss sich weiter entwickeln. In ihrer heutigen Form ist sie ja auch nicht gerade der letzte Schrei! Mehr Souveränität über die eigene Zeit, ein höheres Maß an Selbständigkeit - das ist durchaus erstrebenswert! In diesem Modell aber geht es ausschließlich um den Profit zu Lasten der Beschäftigten.
....Die Politik wird sich bald überlegen müssen, wie sie solche virtuellen Unternehmen, die aus der sozialen Verantwortung fliehen, in die Pflicht nimmt und welche Mindeststandards für „cloud working" notwendig sind. Denn „gute Arbeit" ist nur eine Arbeit mit Rechten und Würde.„

Den heutigen „Anstoss“ fand ich in geistlicher Hinsicht nicht so gravierend, aber das was gesagt wurde, hat mich sehr getroffen. Ich frage mich wohin soll diese Arbeitswelt noch führen?
Wir beklagen Zeitverträge, Leiharbeit und Minijobs, dabei drehen globale Konzerne die

Profitmaximierungsspirale schon eine Runde weiter….und die Politik wird, fürchte ich, auch weiterhin den Konzernen gegenüber ein zahnloser Tiger bleiben.

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