Mittwoch, 16. Dezember 2009

Wie wichtig ist eine Schneeflocke?

Gestern bin ich nach der Arbeit vom Büro nach Hause gelaufen.
In zügigem Tempo (meine Schwester nennt es "Stechschritt"), brauche ich für die 8 km etwa 1 Stunde 15 Minuten. Doch gestern hielt ich, kaum losgelaufen, inne. Wieso sause ich eigentlich? Ich konnte mir doch Zeit lassen und mal in Ruhe so Manches bedenken.
Und so entschloss ich mich, meinen Spaziergang für ein ausführliches Gebet zu nutzen, in dem ich Gott alles klagte, was mich in den letzten Tagen / Wochen belastete. Alle innere Unruhe, die Zerrissenheit, das Schlecht-Schlafen-Können, das Gefühl, wie im Hamsterrad zu rennen und doch nie fertig zu werden, meine Antriebslosigkeit und bei allem gleichzeitig das Verstandes-Wissen, dass es mir wirklich gut geht, legte ich ihm vor. Und weil ich dieses Gut-Gehen nicht so richtig geniessen kann, plagte mich dann auch noch ein schlechtes Gewissen.

Und weil ich schon beim Vorwerfen war, brachte ich gleich noch meine Enttäuschung vor, dass ich nicht das Gefühl hätte, Gott würde sich gerade um mich kümmern.
Schon das Abladen all meines Kummers tat mir gut. Und so lief ich vor mich hin und hatte plötzlich den Gedanken - Du leidest an einem Funktions-Koller.
Du hast das Gefühl, nur noch funktionieren zu müssen und Dinge, die dir wichtig sind, wie Lesen, Ruhephasen, Bibelstudium, Predigten hören, kommen dabei zu kurz.
Ja, genau. Das war die Diagnose - sie stimmte haargenau.

Aber warum ist das so? Und ich kam zu dem Schluss, all die Forderungen und Verpflichtungen stellt niemand anders als ich selber an mich, immer mehr halse ich mir selber auf aus Interresse, aus Pflichtgefühl, aus dem Bestreben nichts zu verpassen etc.
Keiner zwingt mich, an sämtlichen Fronten mitzumischen und überall gut sein zu müssen.
Es ist allein MEINE Entscheidung.
Mir wurde klar: Wenn ich nun so entscheide, daß ich alles unter einen Hut bringen möchte, dies und das und jenes auch noch gerne tun möchte, dann kostet das eben Kraft und Zeit.
Und dann muß ich zu meiner Entscheidung stehen und nicht jammern.
Bei diesem Gedanken, ging es mir schon besser. Ein Lied fiel mir ein, und ich summte es beim Laufen so vor mich hin.
Ja, ich werde meine Prioritäten neu überdenken, und wenn ich mir für etwas, das mir wichtig ist Zeit nehme, werde ich hinterher nicht beklagen, daß die Zeit dann eben auch weg ist...Zuversicht und Freude begannen sich in mir breit zu machen.
Auf einmal fiel eine einzelne Schneeflocke, eher ein Flöckchen auf den Ärmel meiner Jacke. Ich betrachtete sie und mir kam in den Sinn:
Keine Schneeflocke auf dieser Welt gleicht der anderen, jede ist ein Unikat - und da sollte ER sich nicht um mich kümmern? Doch, Gott kümmert sich um mich. Auf meinem Heimweg habe ich das deutlich gespürt.
Nach den 8 Kilometern kam ich beschwingt und frei von Gram wenn auch erst nach fast zwei Stunden zu Hause an.

Keine Kommentare: