Mittwoch, 5. Oktober 2011

Firmenbesichtigung

Ich habe heute eine Firma besucht, die ich zwar schon seit acht Jahren kenne, allerdings nur per Telefon und e_Mail. Und natürlich hatte ich so meine Vortstellungen von dieser Firma, die ich aufgrund der Zusammenarbeit als richtig grosses Unternehmen vor meinem geistigen Auge gesehen hatte.
Doch heute wurde ich eines besseren belehrt. Zwar managen sie in der Tat ein Lager mit Bauteilen im Wert von mehr als 4 Mio. Franken, aber das Unternehmen selber hat nur 10 Mitarbeiter (inklusive Chefetage), zwei davon in Teilzeit. Da war ich platt! Die beiden Geschäftsführer bearbeiten alle Aufträge selber, mit den Leuten aus der Werkstatt oder aus dem Lager sind sie ebenso „per du“ wie mit der Sekretärin oder dem Buchhalter, überhaupt spürt man allenthalben die familiäre Atmosphäre. Ich war beeindruckt.
Noch beeindruckter war ich allerdings, als ich erfuhr, dass einer der beiden Geschäftsführer erst im April einen sehr schweren Herzinfarkt hatte, mit dem er sogar noch spätabends selbt mit dem Auto in die Klinik gefahren ist (er dachte, er hat einen Asthmaanfall aufgrund seines Heuschnupfens). Erst im Krankenhaus kam der Zusammenbruch, fünf Tage lag er im Koma, die Ärzte gaben ihm nur eine 10%-ige Überlebenchance.
Und doch sass er mir heute gegenüber, energiegeladen und diskussionsfreudig. Er wirkte entspannt, lächelte oft, und meinte so nebenher, dass er sehr froh über seine „Mannschaft“ ist, die ihn während seiner Krankheit sehr unterstützt und seinen Arbeitsanteil vollständig mit übernommen hätte. Aber nun gehe er daran, bald wieder voll zu arbeiten. Und dass er halt damit leben müsse, auf einem Auge durch den Infarkt die Sehkraft fast vollständig eingebüsst zu haben und deshalb nicht mehr Auto fahren dürfte.
Schade, dass wir so eine grosse Besprechungsrunde waren. Ich hätte ihn gerne gefragt, woher er die Lebensfreude und den Gleichmut über seine Versehrtheit nimmt.

Dass er an jenem Apriltag und die Tage danach ein ganzes Heer von Schutzengeln um sich hatte, ist mir klar. Ich frage mich nur: weiss er es auch?

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