"Die Hochzeitssaison hat begonnen. Und da wird ja normalerweise gut und viel
aufgetischt. Wer schon mal eine Hochzeitsfeier in orientalischen Ländern erlebt
hat, der hat keine Fragen mehr. Meistens gehen die Feierlichkeiten mehrere Tage
lang, der halbe Ort ist unterwegs und Essen und Trinken soweit das Auge reicht.
Peinlich, wenn da auf einmal etwas alle ist. Doppelt peinlich, wenn es gerade
der Wein ist.
So passiert im Städtchen Kana. Maria ist Gast und weiß, dass
ihr Sohn Jesus ein echter Alleskönner ist. Deshalb raunt sie ihm zu: „Sie haben
keinen Wein mehr." Jesus ist etwas genervt - als ob es nichts Wichtigeres gäbe!
Irgendwann deutet er dann doch auf die Wasserkrüge zum Händewaschen und sagt zu
den Dienern: Füllt sie mit Wasser und bringt sie in die Küche." Sechs Krüge
schleppen sie zum Küchenmeister. Und der traut seinem Gaumen kaum und fragt den
Bräutigam: „Warum rückst du jetzt erst raus mit dem guten Wein?"
Im
Johannesevangelium ist das das erste Wunder von
Jesus. Ich habe früher auch gedacht: Als ob es nichts Wichtigeres gäbe! Zum
Beispiel Not lindern oder Kranke heilen. Aber inzwischen bin ich überzeugt:
Nein, es war genau richtig, mit so einem eigentlich überflüssigen Wunder anzufangen. Es soll nämlich zeigen, dass Gott
etwas von seiner himmlischen Herrlichkeit in die Welt gibt, dass mit Jesus eine
neue Zeit anbricht - Wein-Zeit statt Wasser-Zeit sozusagen.
Und noch etwas
könnte dieses Weinwunder bedeuten: Jesus verwandelt
Wasser in Wein. Oder auch das Alltägliche in etwas ganz Besonderes. Wenn ich die
Botschaft Jesu in meinem Leben umsetze, dann kann auch bei mir Wasser zu Wein
werden. Wenn ich Menschen auf Jesus-Art behandle, also wenn ich großherzig bin,
wenn ich Menschen integriere, wenn ich vergeben kann, wenn ich auch mal einen
klaren aber unbequemen Standpunkt vertreten kann, dann kann mein Leben eine neue
Qualität bekommen. Wein statt Wasser eben."
Dominik Frey,
Wiesloch, Katholische Kirche
Samstag, 13. April 2013
Wein-Zeit statt Wasser-Zeit / Besonderes statt Alltägliches
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