Mittwoch, 23. November 2011

Die BILD für Technik, geht das?

Mitte Juli war ich gebeten worden, für ein Technisches Magazin ein Interview als Anwenderin eines bestimmten Berchnungsprogrammes zu geben, das in diesem Artikel beworben werden soll.
Ich betonte, dass ich das Programm nicht unumstritten finde, erklärte mich aber dazu bereit, jedoch unter dem Vorbehalt, dass ich den Text vor dem Druck lesen und gegebenenfalls ändern dürfte. Beides wurde mir zugesagt.
Mitte Oktober war das Interview. Beinahe 2 Stunden unterhielt sich ein „Kommunikator“ mit mir, wobei er betonte, er käme ebenfalls aus der Praxis, ist aber in den letzten Jahren dergestalt tätig, dass er Kongresse, Seminare und Podiumsdisskussionen (in Berlin, Hamburg, München etc.) organisiert und eben das besagte Magazin herausgibt. Ich fühlte mich vor so viel Renomé gleich ein bisschen kleiner, dachte mir aber, dass er somit ja voll in der Materie steht und ich mir um den Inhalt des Artikels keine Sorgen machen müsste. Denn leider konnte ich mich zu dem Berechnungsprogramm nicht so begeistert äussern, wie das von mir erwartet wurde. Für unsere Belange hier im Hause hatte es eindeutig Schwächen, die ich dem Herrn auch ausführlich erläuterte.
Dann wollte er noch ein bisschen was über meine Vita wissen und was ich überhaupt hier so arbeite und schwupps war das Gespräch überstanden.
Heute nun kam der Text zum Artikel. Ich möge ihn lesen und dürfte Änderungswünsche
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Aber schon beim ersten Satz schäumte ich. In reisserischer Schlagzeile wurde mit wörtlicher Rede von mir eingeleitet, dass das Programm das Beste sei, was es gibt.
Und auch im weiteren Verlauf, waren mir Worte in den Mund gelegt, die nur das Positive ausdrückten, viele Fakten aus dem Zusammenhang gerissen, von Schwächen keine Spur. Selbst bei den Ausführungen zu meiner Arbeit waren Sachverhalte nur halb erwähnt und falsch zusammengesetzt, so dass es völlig verdreht herauskam. Mir blieb die Spucke weg, ich musste erstmal an den Rhein und mindestens bis Hundert zählen (zum Glück war gerade Mittagspause). Und so jemand gibt ein Technisches Magazin heraus! Ich hatte immer gedacht, in den Fachzeitschriften geht es seriös zu, aber SOWAS!
Nun, bei meinem Spaziergang legte ich mir meine „Textänderungen“ zurecht. Klar soll das Programm weiterhin in dem Artikel „gut wegkommen“, aber was wahr ist, muss wahr bleiben.
Und so formulierte ich um. Und siehe da, nachher fand ich die Sachverhalte richtig dargestellt, das Programm gelobt und meine Arbeit konnte weitergehen. Nur der Artikel – der war nun weitgehend in roter Schrift.
Inzwischen habe ich ihn zurückgesendet, aber bisher noch keine Reaktion darauf erhalten. Wahrscheinlich läuft der „Kommunikator“ jetzt auch einen Fluss entlang, weil er mindestens bis Hundert zählen muss….

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