Dienstag, 22. November 2011

Immer noch Ewigkeitssonntag

Gestern im Gottesdienst.
Ich kam ziemlich spät und war ganz erfreut, dass die Kirche schon so voll war.
Im Verlauf des Gottesdienstes wurden alle in diesem Jahr verstorbenen Mitglieder der Kirchengemeinde mit Namen und Alter genannt, und für jeden wurde ein Teelicht angezündet und in eine flache Schale gestellt. Ich staunte, dass es so viele waren.
Nachher beim Abendmahl staunte ich, dass so wenige der Gottesdienstbesucher nach vorn kamen…
Dabei fiel mir eine junge Frau auf. Sie stand mit ganz verweinten Augen in unserer Abendmahlsrunde, musste immer wieder leise schluchzen und rang sichtlich um Fassung. Der junge Mann neben ihr (Freund, Mann, Bruder?) suchte sie zu beruhigen, strich sanft über ihren Arm.
Mich berührte diese Szene. Ich fragte mich, was diese junge Frau wohl so bewegt hat? Vielleicht war einer der genannten Verstorbenen ein nahestehender Mensch. Vielleicht hat die Predigt sie so angerührt, in der von Abschied die Rede war, mit dem jeder von uns leben muss. Abschied von einem lieben Menschen der heimgegangen ist, aber auch Abschied von anderen Dingen. Das Ende des Berufslebens, das Ende einer Beziehung, das Ende von Gesundheit oder Eigenständigkeit.
Was auch immer ihr Kummer war, sie tat mir herzlich leid. Aber ich fand auch, dass sie gut daran tat, diesen Kummer zu beweinen. Wo, wenn nicht hier vor dem Altar mit dem Kreuz dahinter, kann man getrost freilassen, was einem auf dem Herzen liegt.

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